Call for Papers - 10. Usable Security und Privacy

Termine

  • 04.06.2024 Einreichungsfrist für Workshopbeiträge'
  • 09.07.2024 Annahmebenachrichtigung'
  • 30.07.2024 Einreichungsfrist der Endfassungen beim Organisationsteam
  • (voraussichtlich) 02.09.2024 Ausrichtung des Workshops (Mensch und Computer 2024, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland)

Thema

In hybriden Welten, in denen die Grenzen zwischen physisch-realer und virtueller Welt immer mehr verschwimmen, sind die Themen IT-Security und Datenschutz so relevant wie noch nie. Die zunehmende Digitalisierung, künstliche Intelligenz und ähnliche Megatrends eröffnen in allen Lebensbereichen neue Chancen – beispielsweise helfen verbesserte Flexibilität und Handlungsfähigkeit den Unternehmen dabei, resilienter und krisenfester zu werden. Gleichzeitig kommen an der Schnittstelle zwischen Realität und digital-virtuellem Raum immer ausgefeiltere Techniken für Ransomwareangriffe, Social Engineering oder Identitätsdiebstahl zum Einsatz.

Sowohl das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als auch die Europäiche Agentur für Netz-und Informationssicherheit ENISA kommen in ihren aktuellen Lageberichten zu dem Schluss, dass die Bedrohung im Cyberraum so hoch ist wie nie zuvor. Ein wichtiger Baustein bei der verantwortungsvollen Entwicklung digitaler Technologien, so das BSI, ist die einfache, barrierefreie und intuitive Gestaltung von Sicherheitsfunktionen in Geräten und Onlineanwendungen. Der US-Marktforscher Gartner hat in einer Studie festgestellt, dass über 90 Prozent der Mitarbeiter, die während ihrer Arbeit unsichere Handlungen vornehmen, dies tun, obwohl sie wissen, dass ihre Handlungen das Risiko für das Unternehmen erhöhen. Damit sich die Akzeptanz entsprechender Bedienelemente erhöht, finde bei den Herstellern aktuell ein Umdenken statt: beim Design sollen nicht mehr Technologie oder Bedrohungen im Zentrum stehen, sondern das Individuum. Der Anteil der Unternehmen, die Sicherheitstechnologien menschzentriert entwickeln, werde bis 2027 auf 50 Prozent steigen.

Gleichzeitig wird auch das Thema Datenschutz immer relevanter – nicht nur aus Sicht der Betroffenen, deren Daten verarbeitet werden, sondern auch für Unternehmen. Gartner empfiehlt internationalen Unternehmen, Datenschutzprogramme aufzulegen, die sich am umfassenden Datenschutzstandard der Europäischen Datenschutzgrundverordnung orientieren. Dadurch könnten sie sich in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt differenzieren, Vertrauen bei den Kunden aufzubauen – und gleichzeitig Daten umfassender nutzen.

Angemessene Sicherheits- und Datenschutztechnologien, die von den Benutzer:innen verstanden und effektiv, effizient und zufriedenstellend genutzt werden können, sind grundlegende Faktoren für einen effektiven Schutz von Privat- und Unternehmensdaten. Die Usability von sicherheits- bzw. privatheitsfördernden Verfahren ist somit eine Schlüsseleigenschaft, die die individuellen Anforderungen aller beteiligter Gruppen von Benutzer:innen sowohl in Entwicklungsprozessen als auch im produktiven Einsatz berücksichtigen muss.

Der Ansatz, diese drei wichtigen Grundlagen der Digitalisierung – Sicherheit, Datenschutz und Usability – zusammen zu denken und miteinander in Einklang zu bringen, wird als Usable Security bzw. Usable Privacy bezeichnet. Usable Security bezeichnet den inter- und transdisziplinären Ansatz, sicherheitsfördernde Verfahren für digitale Produkte und Dienstleistungen so auszugestalten, dass Benutzer:innen bei ihren sicherheitsrelevanten Zielen und Vorhaben bestmöglich unterstützt werden. Hierdurch werden z. B. auch Lai:innen und technikferne Anwender:innen in die Lage versetzt, Sicherheitselemente und deren Notwendigkeit zumindest grundlegend zu verstehen und die Elemente in der dafür vorgesehenen Weise zu verwenden. Usable Privacy verfolgt äquivalente Ziele und fokussiert dabei auf Technologien zur Förderung der Privatheit in digitalen Systemen und Plattformen.

Sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen können beeinflussen, wie die Nutzer:innen informationstechnischer Systeme die darin integrierten Funktionen zur Erhöhung der Sicherheit und der Privatheit wahrnehmen und nutzen. Viele Lösungen zur Ausübung der Souveränität im digitalen Raum erreichen geltende Usability-Standards bislang nicht. Häufige Ursachen dafür sind eine unzureichende Ausgestaltung von Sicherheits- und Datenschutzmechanismen, die den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Zielen der Nutzer:innen nicht gerecht werden. Die hohe und stetig steigende Komplexität informationstechnischer Systeme - auch bedingt durch deren Hyperkonnektivität - sorgt für immer neue Herausforderungen. Der Workshop fokussiert dieses Themenspannungsfeld und diskutiert in thematischer Breite aktuelle Herausforderungen, Erkenntnisse und Ansätze aus Wissenschaft und Praxis.

Der Workshop Usable Security und Privacy wird seit 2015 als MuC-Workshop durchgeführt. Ziel der zehnten Auflage ist es, dieses etablierte Forum, in dem sich Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis zum Thema benutzerfreundlicher Technologien zur Gewährleistung der Informationssicherheit und Privatheit austauschen können, zu festigen und weiterzuentwickeln. Zugleich soll durch den Workshop die Diskussion für ein breiteres Fachpublikum geöffnet werden. Der Workshop wird vor Ort in Karlsruhe stattfinden.

Einreichung von Beiträgen

Interessent:innen können Forschungs- und Entwicklungsarbeiten - auch in noch frühen Stadien - in deutscher oder englischer Sprache bis zum 04.06.2024 einreichen. Mögliche Beitragstypen sind:

  • neue Vorgehensweisen oder Werkzeuge,
  • gestalterische Studien, z. B. UI-Gestaltung, Persuasive Design,
  • Berichte praktischer Umsetzung (erfolgreiche Beispiele, untaugliche Ansätze),
  • Systemdemonstrationen,
  • praxiserprobte Methoden, Best Practices,
  • kritische Reflexionen (Herausforderungen, Fallstricke),
  • Replikationsstudien,
  • theoretische/zukunftsweisende Arbeiten,
  • laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte,
  • Betrachtungen besonderer Benutzergruppen (z. B. Kinder, Senior:innen, Arbeitnehmer:innen, Softwareentwickler:innen, Administrator:innen) und Anwendungsdomänen (z. B. Behörden).
Thematisch möchte der Workshop ein möglichst breites Spektrum abdecken. Einige aktuelle Beispiele sind:
  • neuartige Interaktionsformen und Benutzeroberflächen, z. B. Voice User Interfaces,
  • konkrete UI-Gestaltung, z. B. bei Video-Konferenzsystemen,
  • konkrete Anwendungen/Erfahrungen aus der Praxis,
  • Erfahrungen aus den ersten Jahren DSGVO,
  • Security Awareness vs. Usable Security.

Die Beiträge sollten in deutscher oder englischer Sprache und bislang unveröffentlicht sein, einen Umfang von sechs bis acht Seiten haben und den Autorenrichtlinien der Mensch und Computer 2024 entsprechen. Dabei soll, den Richtlinien entsprechend, die ACM-Formatvorlage (LaTeX, Word) verwendet werden. Die Einreichung erfolgt anonymisiert über das ConfTool Konferenzsystem.

Beitrag einreichen

Alle eingereichten, wissenschaftlichen Beiträge werden durch die Mitglieder des Programmkomitees in einem Double-Blind-Peer-Review-Verfahren begutachtet. Jede Einreichung wird von drei Gutachter:innen bewertet. Auswahlkriterien für die Annahme sind die Relevanz, Originalität und wissenschaftliche Qualität des Beitrags, eine klare Beschreibung des Lösungsansatzes und ein überzeugender Beleg für dessen Nützlichkeit.

Die angenommenen Beiträge werden in Vorträgen vorgestellt und mit dem gesamten Auditorium diskutiert. Zudem soll wie in den vergangenen Jahren angeboten werden, die schriftlichen Einreichungen zu publizieren. Die Autor:innen arbeiten dafür das Feedback aus den Gutachten für die Camera-Ready-Version ein. Auch in diesem Jahr möchten wir die Autor:innen dabei mit einem Shepherding-Prozess unterstützen, in dem den Autor:innen jeweils ein Mitglied des Organisationsteams für Rückfragen zu den Reviewkommentaren zur Verfügung steht. Dieser Prozess soll den Autor:innen die Einarbeitung der Kommentare erleichtern und zu einer weiteren Qualitätssteigerung der finalen Publikation beitragen.

Neben Publikationen sollen für den 10. Usable Security und Privacy Workshop auf der Mensch und Computer 2024 auch interaktive Beiträge eingereicht werden können. Die Art des Beitrages ist relativ offen, soll sich aber deutlich von einem Vortrag unterscheiden. Denkbar sind kurze, moderierte Gruppenarbeitsphasen, aber auch Übungen mit neuartigen Werkzeugen. Für diese Beitragsart soll eine kurze Beschreibung des Themas und des geplanten Formats eingereicht werden.

Die Dauer des interaktiven Beitrags darf maximal 45 Minuten betragen. Die Einreichung muss folgende Informationen enthalten: Den Namen und die Kontaktdaten des/der Beitragenden, eine Kurzvita (Erfahrungen und Kompetenzen), einen Arbeitstitel, Schlagwörter, die Beitragsart oder/und besonderen Interaktionsformen (z. B. Gruppenarbeit, Diskussion, Anwendung eines neuen Tools), die Dauer des Beitrags, die Zielgruppe und Relevanz, benötigte spezielle Ausrüstung (gängige Workshopmaterialien kann das Organisationsteam zur Verfügung stellen, spezielle Ausrüstung muss von dem/der Beitragenden selbst organisiert werden), eine Angabe zu vorherigen Veröffentlichungen der Inhalte vor dem Workshop, einen Abstract (maximal 1 DIN-A4-Seite, die als Teil der Workshopmaterialien veröffentlicht wird). Die Vorschläge für interaktive Beiträge werden von den Workshoporganisator:innen gesichtet, bewertet und dahingehend ausgewählt, dass möglichst abwechslungsreiche Interaktionsformate und unterschiedliche Themen bedient werden.

Zusätzlich zu den Vorträgen und interaktiven Beiträgen wird das Workshop-Programm durch eine eingeladene Keynote abgerundet. Als Keynote Speaker:in soll eine namhafte Persönlichkeit aus der Usable Security und Privacy Forschung oder aus der Industrie im Vorlauf des Workshops vom Organisationsteam akquiriert werden.

Das Ergebnis des Workshops ist eine dokumentierte Sammlung von neuen Entwicklungen und Forschungsergebnissen im Bereich Usable Security und Privacy in den Proceedings der "Mensch und Computer 2024" sowie – für den zweiten Teil – ein intensiver Wissensaustausch zwischen den Teilnehmern auf Basis der Interaktion am Workshoptag, der ebenfalls in geeigneter Form dokumentiert und veröffentlicht wird.

Programmkomitee

  • Yasemin Acar (Universität Paderborn, DE)
  • Florian Alt (Universität der Bundeswehr München, DE)
  • Zinaida Benenson (FAU Erlangen-Nürnberg, DE)
  • Florian Dehling (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, DE)
  • Markus Dürmuth (Leibniz Universität Hannover, DE)
  • Sascha Fahl (CISPA, DE)
  • Peter Leo Gorski (infodas, DE)
  • Timo Jakobi (Technischie Hochschule Nürnberg, DE)
  • Marc-André Kaufhold (TU Darmstadt, DE)
  • Patrick Kühtreiber (Georg-August-Universität Göttingen, DE)
  • David Langer (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, DE)
  • Marian Margraf (FU Berlin, DE)
  • Tilo Mentler (Hochschule Trier, DE)
  • Sebastian Möller (TU Berlin, DE)
  • Anna-Marie Ortloff (Universität Bonn, DE)
  • Christian Reuter (TU Darmstadt, DE)
  • Angela Sasse (Ruhr Universität Bochum, DE)
  • Vera Schmitt (TU Berlin, DE)
  • Gunnar Stevens (Universität Siegen, DE)
  • Jan Tolsdorf (George Washington University, US)
  • Stephan Wiefling (swiefling.de & Vodafone, DE)

Organisation und Durchführung

Der 10. Usable Security und Privacy Workshop wird in Zusammenarbeit mit dem GI Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion (MCI), dem ITG-Fachbereich Dienste und Anwendungen, dem Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE und dem Projekt „D'accord – Adaptive Datenschutz-Cockpits in digitalen Ökosystemen“ durchgeführt.